Stephan Pfürtner.

Stephan Pfürtner

Stephan Pfürtner, geb. 1922 in Danzig, gest. 2012  in Marburg

war Mitbegründer und erster Leiter der Jugendakademie. Als Prior im  Dominikanerkloster Walberberg war er der Geistliche Leiter der „Dominikanischen Frauengemeinschaft“, die als Gruppe engagierter Laien in der Kirche die konziliaren Impulse der Öffnung der Kirche zur Welt mit der Gründung eines Bildungshauses für Jugendliche umsetzen wollte. Aus der Dominikanischen Frauengemeinschaft ging die Trägergruppe der Jugendakademie hervor, dessen Rechtsform seit 1974 der „Jugendakademie Walberberg e.V.“  ist.

1964 legte Stephan Pfürtner den Grundstein zu den ersten Gebäudeteilen der Jugendakademie.

In seiner Zeit als Leiter prägte er entscheidend das Profil der außerschulischen und religiösen Jugendbildungsarbeit und der Akademietagungen für Jugendliche und Erwachsene/ MultiplikatorInnen in Jugendfragen.

Mit seiner Berufung auf einen theologischen Lehrstuhl an der Universität Freiburg in der Schweiz im Jahr 1966,  konnte er die Leitungsaufgabe der Jugendakademie nicht mehr im notwendigen Maß allein ausfüllen. Dies führte dazu, dass ab 1969 die Leitung der Jugendakademie in die Hände von Alexander Groß, zusammen mit Christa Fußhöller als Hausleitung und Pater Hermann Welter als Bildungsreferent überging.

Stephan Pfürtner wurde im Jahr 2012 vom Staat Israel als „Gerechter der Völker“ für seinen Einsatz als junger Mann zur Rettung jüdischer Frauen aus dem KZ Stutthof bei Danzig geehrt.

An seinem Buch: „Kirche und Sexualität“ von 1972 entzündete sich der Streit von Stephan Pfürtner mit der katholischen Amtskirche zu Eigenverantwortlichkeit und Gewissensfreiheit von ChristInnen in Fragen der Verhütung und Partnerschaft, der1974 zum Entzug seiner kirchlichen Lehrerlaubnis im Jahr 1974 führte.

Stephan Pfürtner hat der Jugendakademie die entscheidenden Sätze für ihre Ausrichtung und Fortentwicklung mit in die Satzung formuliert:

“„Die Erziehungs- und Bildungsarbeit soll dem Aufbau einer umfassenden Friedensordnung in der Welt dienen; sie soll insbesondere den Jugendlichen und jungen Erwachsenen helfen, die eigene und mitmenschliche Welt zu gestalten sowie verantwortlich für Gesellschaft und Kirche, für Staat und Völkergemeinschaft wirksam zu werden. Die Jugendakademie leistet ihre Bildungsarbeit aus einer im katholischen Glauben gegründeten christlichen Weltoffenheit. Sie steht damit allen offen, die sich in Verantwortung um den Menschen und um eine Friedensordnung bemühen.”

In allen Auseinandersetzungen um die Ausrichtung der Jugendakademie, sei es mit der Kirche, in der Parteilichkeit für Jugendliche und ihre Anliegen oder in der kritischen Begleitung der gesellschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik, war er für die Jugendakademie bis zu seinem Tod trotz der räumlichen Ferne ein interessierter und engagierter Gesprächspartner. Seine Furchtlosigkeit in Konflikten, seine klaren Worte und dazu seine abwägend-überlegte Art mitzudenken, wie ein Absichern und ständiges Verbessern der Bildungsarbeit für Jugendliche zu gestalten sei, zeichneten sein Engagement in der Trägergruppe aus. Sein Plädoyer, trotz des Ausstiegs des Erzbistums Kölns aus der institutionellen Förderung eine Rechtsform zu suchen, die  das Profil der Jugendakademie als „Jugendbildungsstätte im Erzbistum Köln“  erhält, hat bei der Trägergruppe die Zukunftsentscheidungen bis heute mitgeprägt.

Literatur:

Pfürtner, Stephan:

  • Kirche und Sexualität. Rowohlt, Reinbek 1972
  • Macht, Recht, Gewissen in Kirche und Gesellschaft. Zürich 1972

Kaufmann, Ludwig:

  • Ein ungelöster Kirchenkonflikt, Dokumente und zeitgeschichtliche Analysen.
    Der Fall Pfürtner. Freiburg/Schweiz 1987.
Stefan Pfürtner bei der Grundsteinlegung der Jugendakademie
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